Kapitel 6 – Vorhang auf

Als sie an einem der großen Fenster vorbei kam, bemerkte sie, dass sie ja bereits abgelegt hatte und jetzt über das offene Meer fuhren. Bei all den neuen Eindrücken und all den neuen Leuten, die sie getroffen hatte, war es ihr völlig entgangen. Ein bisschen schade fand sie es schon. Sie hätte sich das gerne angeschaut. Aber dazu würde sie noch genügend Gelegenheit haben. Sie würden ja einige Häfen anlaufen. Mariechen war schon ganz aufgeregt. Sie freute sich so sehr ihre Schwester auf der Bühne zu sehen und Leni hatte erzählt, dass sie 16 verschiedene Shows einstudieren musste. Das würde eine sehr abwechslungsreiche Reise werden. Mariechen bewunderte ihre Schwester sehr für das, was sie konnte und sie liebte es Leni singen zu hören. Leni hatte eine ganz wunderschöne Stimme, die ihr schon oft Tränen in die Augen getrieben hatte, so berührt war sie. Mariechen suchte sich einen Platz mit einer guten Sicht auf die ganze Bühne aus und ließ sich in den weichen Sessel fallen.

Langsam füllte sich der Saal mit allen möglichen Tieren. Im Hintergrund lief leise Musik. Mariechen entdeckte die Schlange mit ihrer Freundin. Beide hatten ein elegantes Kleid an und sahen sehr hübsch aus. Sie hatten sich einen Platz ganz vorne in der 1. Reihe ausgesucht. An den Türen standen blaue, rote, gelbe und grüne Käfer vom Team, die die Tiere begrüßten und ihnen halfen, wenn sie Fragen hatten. In der Mitte des Zuschauerraums war die Kabine für die Technik. Sie entdeckte Bruno, das Gürteltier, und Stan den Lobster und winkte ihnen fröhlich zu. Die beiden winkten hinter ihrer Glasscheibe zurück. Mittlerweile war der Zuschauersaal fast voll. Stan dimmte das Licht etwas und Bruno drehte die Hintergrundmusik leiser. Jetzt ging es gleich los. Dann kam Kamil aus dem Mittelgang und gab den beiden Technikern ein Zeichen. Das Licht erlosch, Musik begann zu spielen und in einem Spot ging Kamil, das Kakadu, auf die Bühne. Er begrüßte alle Gäste ganz herzlich im Theater, stellte sich kurz vor und gab dann die Bühne frei für das Showensemble.

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Sissi und Tini, die Echsen kamen in bunten Blumenkostümen auf die Bühne und tanzten zu karibischer Musik. Dann kamen Tim und Tom mit grandiosen Sprüngen dazu. Die vier waren fantastisch. Die konnten wirklich was. Dazu gab es eine tolle Lichtshow. Dann konzentrierten sich alle Scheinwerfer auf den hinteren Vorhang. Als dieser aufging kamen Leni, Sally, Bobo und John raus und begrüßten die Gäste mit einem wunderschönen Lied, dass sie zu viert sangen. Am Schluss kamen auch noch Bibi, Stella, Nathan und Hannes dazu. Alle tanzten und sangen in den buntesten Kostümen. Es war beeindruckend. Das ganze Programm war sehr abwechslungsreich und die Künstler stimmten die Gäste mit leichter Musik und heißen Rhythmen auf die Reise durch ́s Palmenland ein. Mariechen genoss die Show sehr. Ihr Herz war leicht und sie war glücklich. Nach jedem Lied war der Applaus richtig laut. Den anderen Tieren gefiel es also genauso gut. Am Schluss kamen nochmal alle Darsteller auf die Bühne und sangen das letzte Lied gemeinsam. Auf einer Leinwand im Hintergrund wurde ein großes Feuerwerk gezeigt. Die Zuschauer wollten gar nicht mehr mit dem Klatschen aufhören. Kamil kam auch noch mal auf die Bühne. Er bedankte sich bei allen, stellte jeden der Künstler vor und wünschte dann allen Gästen eine gute erste Nacht auf dem Wasser und schöne Träume.

Glücklich und beschwingt verließen alle das Theater. Während Mariechen noch in der Musik schwelgte und wartete bis Leni fertig war, bemerkte sie, dass vorne in der vierten Reihe ein Frettchen saß, dass auch auf jemanden zu warten schien. Mariechen lief die Treffen runter und ging auf das Frettchen zu. „Hallo, ich bin Mariechen. Du scheinst auch auf jemanden zu warten, hab ich recht?“ Sie streckte ihm ihr Ärmchen entgegen. Das Frettchen lächelte sie an und gab ihr die Pfote. „Hallo Mariechen. Ich bin Costa. Ja, ich warte auf meinen Freund. Er singt im Showensemble. Ich besuche ihn für zwei Wochen.“ „Oh, das ist ja wunderbar. Ich besuche meine Schwester Leni. Sie singt auch. Dann können wir ja in der nächsten Zeit auch was zusammen unternehmen. Und wenn die beiden proben müssen, ziehen wir beide eben alleine los.“ Mariechen war begeistert. Costa schien sehr nett zu sein. „Das klingt super!“ In dem Moment kamen Leni und Nathan von Backstage in den Zuschauerraum. „Tja, so wie es aussieht, können wir uns das Vorstellen sparen“ lachte Nathan. „Ihr scheint euch ja schon bekannt gemacht zu haben.“ Costa und Mariechen lachten sich an. „Ja, Mariechen kenn ich schon. Dann musst du ihre Schwester Leni sein.“ sagte Costa und gab auch Leni die Pfote. „Genau die bin ich.“ antwortete Leni „Und du musst Costa sein. Hab schon viel von dir gehört. Nathan freut sich schon seit Tagen wie ein Kind dass du kommst.“ Dabei stupste sie Nathan in die Seite. „Wollen wir noch zusammen was trinken gehen?“ fragte Nathan. Mariechen war begeistert. „Ohja, sehr gern!“ „Dann lasst uns doch in die Sternebar gehen. Da ist es jetzt besonders schön.“ schlug Leni vor. Alle waren einverstanden und so machte sich die kleine Gruppe auf den Weg.

Die Sternebar war am hinteren Ende des Schiffs und machte ihrem Namen alle Ehre. Innen waren lauter Lichter an der Decke, die aussahen wie ein Sternenhimmel. Aber das Schönste war der Außenbereich, denn hier hatte man den echten Sternenhimmel über sich. Und der war umwerfend schön. Die Sterne funkelten um die Wette. Sie strahlten und tauchten die Nacht mit dem Mond zusammen in ein magisches Licht. Obwohl es schon recht spät war, war es noch sehr warm. Ein leichter Wind wehte über das Meer und trug tausend Träume mit sich. Es waren nicht mehr viele Leute unterwegs und so suchten sie sich den schönsten Tisch an der Reling raus. Kaum saßen sie, kam auch schon ein sehr freundliches Wellensittich-Mädchen auf sie zu und fragte, was sie trinken wollten. „Ein Coconut-Kiss für alle“ bestellte Leni. „Den müsst ihr probieren. Der ist sooo lecker.“ „Na dann vertrauen wir dir mal“ lachte Mariechen. Das Wellensittich-Mädchen verschwand in der Bar. „Was machst du denn eigentlich Costa? Bist du auch ein Künstler?“ fragte Mariechen neugierig. Costa lachte „Sieht man mir das denn an?“ Mariechen legte den Kopf schief. „Mmmh, ich weiß nicht. Irgendwie schon. Auf jeden Fall siehst du sehr nett aus.“ „Danke! Und du hast ja auch recht. Vielleicht kennst du die große Hafenstadt im Norden? Dort gibt es direkt in der Nähe des Hafens ein Theater. Gleich neben dem großen Menschentheater. Da spielen wir ein Stück über eine große Reise mit einem Schiff. Ja und jetzt bin ich wirklich auf dieser großen Reise auf einem Schiff.“ Costa war offensichtlich genauso aufgeregt und begeistert wie Mariechen von diesem Abenteuer. „Dann sind wir ja alle Kollegen. Ich spiele in unserem Wald auch Theater.“ In diesem Moment kam das Wellensittich-Mädchen wieder mit vier großen Gläsern. Unten war eine rote Schicht und da drüber eine cremige weiße Flüssigkeit. Sie stellte die Gläser auf den Tisch. Leni nahm ihr Glas und erhob es. „Auf eine wundervolle Zeit!“. Die anderen taten es ihr gleich. „Ja auf tolle zwei Wochen!“ stimmte Nathan ein. Leni hatte recht. Der Drink schmeckte sehr gut. Sahnig nach Kokosnuss und fruchtig nach Kirsche. „Mmmh … das ist wirklich sehr lecker“ stimmte Costa zu. Die vier saßen noch eine ganze Weile in der Sternebar und redeten über ́s Theater und das Leben. Nach einiger Zeit wurden jedoch Mariechen und Costa müde. Sie hatten beide schließlich eine lange Reise hinter sich. Sie verabredeten sich zum Frühstück am nächsten Morgen und dann gingen sie alle auf ihre Kabinen.

Leni brachte Mariechen noch bis zu ihrer Tür. „Es ist wirklich sehr schön hier und du hast so schön gesungen heute abend. Ich bin sehr froh, dass ich hier bin. Danke!“ Mariechen umarmte Leni. „Ich freu mich, dass du hier bist. Schlaf gut und träum was schönes. Hab dich lieb.“ Leni gab ihr ein Küsschen. „Hab dich auch lieb. Gute Nacht. Bis morgen!“ Mariechen öffnete die Tür und ließ sich auf ihr Mossbett fallen. Bevor sie ins Land der Träume entschwand, putzte sie sich noch schnell die Zähne, zog ihren Schlafanzug an und holte sich die schöne Seidendecke, die im Schrank lag. Sie kuschelte sich wieder ins weiche Moos und keine zwei Minuten später war sie glücklich eingeschlafen.

 

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Kategorien: Mariechen im Palmenland | Schlagwörter: , | Ein Kommentar

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Ein Gedanke zu „Kapitel 6 – Vorhang auf

  1. Küsse tauchen auf. Stan Lobster enzückt mich. Schlangen im Abenkleid, Wellenscihtmädchen. Theater der Tiere statt Farm der Tier. Lena und Mariechen ebenso. Bunte Käfer an Tür und Bruno herrlich – eine schöner Vorhang, der sich hier öffnet. Du und die Bühne….:) Die Schatzkiste von Marieke steckt voller Überraschungen. Danke.

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