Kapitel 5 – An Deck

Ach war das herrlich! Schöner konnte das Paradies auch nicht sein. Gut das Essen flog einem nicht von allein in den Mund, aber es war genau so gut. Mariechen hatte sich einen wirklich schönen Platz ausgesucht. Die Palme spendete wunderbaren Schatten in der heißen Mittagssonne. Der Sand war so fein und weich. Und von ihrem Platz aus konnte sie das ganze Deck beobachten. Sie schaute sich um. So viele Tiere waren noch nicht da. Die bezogen wahrscheinlich noch ihre Kabinen oder aßen etwas. Es waren ganz viele verschiedene Gattungen zu sehen. Die meisten schienen wie sie eine lange Reise hinter sich zu haben. Da würde sie bestimmt ein paar neue Freunde finden und mit ihnen was unternehmen können, wenn Leni mal keine Zeit hatte. Leni war ja schließlich zum arbeiten hier. Sie musste proben für die Shows. Jetzt noch ein kühles Getränk und ich bin wunschlos glücklich, dachte Mariechen.

Sie verließ ihr Handtuch und schlenderte zur Bar rüber. Die Bar war aus Bast mit einer großen Theke, die mit den leckersten Früchten dekoriert war. Über die ganze Bar spannte sich ein hellblauer Schirm und gab dem ganzen eine gemütliche Atmosphäre. Leise erklangen karibische Melodien, ganz dezent. Der knallgelbe Wellensittich hinter der Theke mixte gerade gekonnt einer eleganten Schlange mit großem Strohhut einen Drink. Zwei Gläser voll giftgrüner Flüssigkeit mit hellem Schaum auf den er noch ein paar rote Fäden legte. Mmmmmmh …. das sah lecker aus! Die Schlange nahm die Gläser und schlängelte auf die Reling zu, an der ihre Freundin schon auf sie wartete. „Was darf ich dir mixen?“ fragte der Wellensittich. „Oh, ich hab noch gar nicht geschaut was ihr habt!“ Mariechen schaute sich nach einer Karte um. „Was magst du denn? Dann mach ich dir einen speziellen Drink.“ Der Wellensittich schaute sie mit blitzenden Augen an. „Ich liebe exotische Früchte. Und ich glaube ich hätte lieber was Fruchtiges als was Sahniges.“ „Gut, dann wollen wir dir mal einen karibischen Traum zaubern.“ Auf einem Schild an seinem Gefieder konnte Mariechen lesen, dass ihr Barkeeper Frank hieß. „Vielen Dank Frank!“ „Jetzt bist du aber im Vorteil. Du kennst meinen Namen.“ flirtete Frank. Mariechen musste lächeln. „Ich bin Mariechen. Die Schwester von Leni. Sie singt im Theater.“ Während sie sprach, schichtete Frank nacheinander gelbes Mangomus, roten Sirup und eine blaue Flüssigkeit in ein schön geschwungenes großes Glas. „Natürlich kenn ich Leni. Wer kennt sie nicht hier auf dem Schiff. Sie ist unser Sonnenschein.“ Er zwinkerte Mariechen zu. Dann stellte er einen großen Spieß mit Früchten in den Drink, einen Strohhalm und ein gelbes Schirmchen. Er schob Mariechen ihren karibischen Traum zu. „Lass es dir schmecken!“ sagte er mit einem Lächeln. „Mmmmh, das sieht fantastisch aus! Danke!“ Sie probierte sich mit dem Strohhalm durch alle Schichten. „Und das schmeeeeckt! So lecker!“ Mariechen nahm verträumt noch einen Schluck. „Freut mich!“ lachte Frank. „Wenn du das nächste Mal kommst, probieren wir wieder was neues.“ „Oh ja! Sehr gern!“ Mariechens Augen strahlten.

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Sie nahm das Glas mit und ging zurück zu ihrem Handtuch unter der Palme. Ach, ihr ging es wirklich gut! Bevor sie es sich wieder gemütlich machte, kramte sie noch ein Spray aus ihrer Tasche. Das hatte sie mitgenommen, damit sie sich in der Sonne nicht verbrannte oder ihr schönes Rot verblich. Sie sprühte sich ihre Flügel und den Bauch ein. Über dem Pooldeck kreisten ein paar Möwen, die fröhlich lachten. Mariechen schaute in den strahlend blauen Himmel und beobachte die kleinen weißen Wölkchen die immer mal wieder vorbei zogen. Sie liebte es Wolkenbilder zu entdecken. Gerade war ein Elefant mit großen Ohren vorbei geflogen und von links sprang ein kleiner Hase über einen Wolkenstein. Mariechen schloss die Augen und atmete tief ein. Die Seeluft füllte ihre Lungen und Mariechen bemerkte den salzigen Geschmack des Meeres. Soll ja sehr gut für die Gesundheit sein, diese Meeresluft. Sie genoss das Sonnenbad in vollen Zügen.

Aber dann kribbelte es auch schon wieder in ihren Beinchen. CIMG3091Sie wollte sich gern weiter umschauen. Also packte sie ihr Spray wieder in ihre Tasche und brachte das Handtuch zurück. Direkt neben dem Regal gab es eine große Kühltruhe. Und obwohl sie reichlich gegessen hatte, konnte sie dem leckeren Erdbeereis am Stiel nicht widerstehen. Vergnügt machte sie sich, das Eis schleckend, auf den Weg. Oberhalb des Pooldecks gab es noch ein weiteres Deck, auf dem standen Sonnenstühle. Ganz aussen rum war eine Joggingstrecke angelegt. Das konnte man aber nur morgens machen, dachte Mariechen. Wer will denn in dieser Hitze rumrennen? Der Gedanke amüsierte sie. Ganz gemütlich lief sie das ganze Deck ab. Vorne beim Wal blieb sie stehen. Wie majestätisch er aussah. Scheinbar mühelos zog er das ganze Schiff durchs Wasser. Auf den Wellen um ihn herum tanzten Schaumkronen. Das sah so schön aus. Hier vorne blies der Wind aber doch erheblich mehr als am Pool. Mariechen streckte ihre Nase in den Wind und freute sich auf alles was da vor ihr auf sie wartete. Plötzlich blies der Wal eine Fontäne aus seiner Atmungsöffnung auf dem Rücken. Ein leichter Regen wehte Mariechen ins Gesicht. Sie lachte und winkte dem Wal zu.

Dann hüpfte sie in ihre Kabine. Sie hatte ja noch gar nicht ihre Koffer ausgepackt und die Sachen eingeräumt. Eine kleine Melodie summend machte sie sich dran, all ihre Klamotten in den Schrank zu räumen und ihren Kulturbeutel ins Bad zu bringen. Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr, dass sie sich so langsam aber auch fertig mache sollte. Also machte sie sich frisch und zog sich einen gepunkteten Rock an. Aber sie ging nicht gleich ins Theater. Sie wollte sich noch einen Ort anschauen. Direkt hinter dem Sportbereich hatte sie nämlich eine orientalische Bar entdeckt. Sie hieß „Wüstenzauber“. Hier waren die Wände ockerfarben bemalt mit einer hübschen Schnörkelborte und einer schummerigen Beleuchtung. Großblättrige Palmen teilten den Raum. Dazwischen waren viele dunkelrote Samtkissen drapiert, auf denen man es sich so richtig gemütlich machen konnte. In der einen Ecke stand ein großer Flügel und eine Vase mit exotischen roten Blumen. Es gab auch eine große Theke mit dunkelbraunen Barhockern. In der Mitte des Raumes war ein kleines Wasserbecken, das von innen beleuchtet wurde und die ganze Decke bestand aus seidigen Tüchern. Hier sah es wirklich aus wie in 1001 Nacht. Sie würde bestimmt abends mal herkommen. Noch ganz verzaubert machte sie sich auf den Weg ins Theater.

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